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Einführung in die kognitive Verhaltens­therapie

Ein kurzer Überblick über KVT für Lehrer*innen.

„Gedanken sind nur Ideen. Nur weil du etwas denkst heisst das nicht notwendigerweise, dass es wahr ist“ - Dr. Mark Fefergrad, Psychiater and KVT-Experte

In diesem Abschnitt werden die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die Gründe für ihren Einsatz bei der Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten zur psychischen Gesundheit im Rahmen dieses Lehrplans kurz erläutert. In den einzelnen Abschnitten dieses Handbuchs werden die wichtigsten KVT-Prinzipien in Verbindung mit den entsprechenden Kapiteln in Harry Potter und der Gefangene von Askaban ausführlicher dargestellt, damit die Lehrkräfte sehen können, welche Konzepte sie beim Lesen des Buches vermitteln sollten.

Was ist kognitive Verhaltenstherapie und wie verwenden wir sie?

Die KVT ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Gesprächstherapie zur Behandlung psychischer Probleme bei Jugendlichen und Erwachsenen. Sie ist wirksam bei der Behandlung von Angstzuständen und Depressionen sowie bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen. Sie wird häufiger eingesetzt als viele andere Therapien, weil sie kurz ist (oft dauert es nur ein paar Monate, sie zu erlernen), leicht zu verstehen ist, und die meisten Menschen können ihre Fähigkeiten mit etwas Übung in ihr Leben integrieren.

Bitte beachten Sie, dass von den Lehrkräften bei der Umsetzung dieses Lehrplans nicht erwartet wird, dass sie ihren Schüler*innen eine „Therapie“ anbieten und dass sie dies auch nicht versuchen sollten. Stattdessen ist das Ziel, Harry Potter und der Gefangene von Askaban zu lesen und den KVT-Rahmen zu nutzen, um den Schüler*innen beizubringen, ein größeres Bewusstsein dafür zu entwickeln, was sie und ihre Mitschüler*innen denken und fühlen, wie sie sich verhalten und wie diese drei Elemente zusammenwirken. Dabei werden sie grundlegende KVT-Fähigkeiten erlernen, die zur Bewältigung von Stress eingesetzt werden können, wenn dieser auftritt.

Im Idealfall würde dieser Lehrplan wie ein „Impfstoff“ wirken. Impfstoffe verhindern, dass Menschen, die einem Virus ausgesetzt sind, krank werden. Wir hoffen, dass Jugendliche, die von psychischen Störungen bedroht sind, das Wissen aus diesem Lehrplan nutzen können, um zu verhindern, dass sie auf ähnliche Weise krank werden. Selbst im Fall dass das nicht möglich ist, könnte der Lehrplan ihnen helfen, die Notwendigkeit einer Behandlung früher zu erkennen, und er könnte auch dazu beitragen, dass eine von einem/einer geschulten Therapeut*in durchgeführte KVT schneller wirkt, da sie mit einem Großteil des Inhalts bereits vertraut sind. Und da wir Menschen alle eine psychische Gesundheit haben, hoffen wir, dass diese Fähigkeiten für alle Jugendlichen von Nutzen sein werden, auch für diejenigen, die nicht bezüglich einer schweren psychischen Störung gefährdet sind. Wir wissen, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens unweigerlich mit Problemen konfrontiert wird und wir alle einen Plan brauchen, wie wir damit umgehen können.

Definitionen

Kognitiv“ bezieht sich darauf, was wir denken und wie wir denken.

Der Begriff „Verhalten“ bezieht sich auf alles, was wir tun.

Therapie“ ist ein Wort, das einen systematischen Ansatz beschreibt, der von Ärzt*innen, einschließlich Psychiater*innen und Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen, zur Behandlung einer psychischen Störung verwendet wird.

Gefühle“ bezieht sich auf unsere Emotionen, die manchmal als angenehm (z.B. glücklich, aufgeregt, entspannt) und manchmal als unangenehm (z.B. traurig, besorgt, verlegen, beschämt, einsam, wütend) empfunden werden.

Stress bezieht sich auf psychisches Unbehagen oder Leiden.

Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, sich von Schwierigkeiten zu erholen und/oder sie zu überwinden.

Beachten Sie, dass Stress und Resilienz keine offiziellen KVT-Begriffe sind. Aber sie sind hier wichtig, weil es bei der KVT und allen anderen Therapien darum geht, Menschen zu helfen, in Stresssituationen resilient zu sein. Hundert Prozent aller Menschen werden in ihrem Leben gelegentlich unter Stress leiden. Dies steht im Gegensatz zu psychischen Störungen, die zwar häufig vorkommen, aber dennoch von den meisten Menschen nicht erlebt werden. Wir wollen, dass Jugendliche in der Lage sind, Anzeichen für Stresssituationen zu erkennen. Wir wollen auch, dass sie darauf reagieren, indem sie Strategien anwenden, die sie gelernt haben, um widerstandsfähig zu sein, unabhängig davon, ob sie eine diagnostizierbare psychische Störung haben oder nicht.

Die zentrale Idee der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) ist, dass unsere Gedanken über ein Ereignis oder eine Erfahrung die Art und Weise, wie wir darauf reagieren, stark beeinflussen, und zwar sowohl freiwillig (d.h. verhaltensmäßig) als auch in einer Weise, die sich unserer Kontrolle entzieht (emotional und/oder körperlich). Mit anderen Worten: Wir fühlen und verhalten uns so, wie wir denken. In der folgenden Sequenz finden Sie einen Überblick darüber, wie dies funktioniert:

Aktivierendes Ereignis/Auslöser:

  • reales externes Ereignis, das eingetreten ist

  • ein zukünftiges Ereignis, dessen Eintreten Sie erwarten

  • internes Ereignis in Ihrem Kopf

Annahmen & Interpretationen bezüglich des Ereignisses:

  • Gedanken

  • persönliche Regeln

  • Anforderungen, die Sie an sich selbst, die Welt und/oder andere Menschen stellen

  • Bedeutungen, die Sie externen und internen Ereignissen beimessen

Konsequenzen/ Emotionale und verhaltensbezogene Reaktion:

  • Emotionen (angenehm oder unangenehm)

  • körperliche Empfindungen (Panik, Zittern, Schwindelgefühl)

  • Verhaltensweisen (konstruktive oder selbstzerstörerische Handlungen)

Teufelskreis

Hier ist ein Beispiel aus dem wirklichen Leben für den dynamischen Einfluss unserer Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen.

Wir können unsere Gefühle zwar nicht direkt kontrollieren, aber wir können „Experimente“ mit unseren Gedanken durchführen, um zu prüfen, wie genau sie die Realität widerspiegeln. Ebenso können wir unsere Verhaltensweisen anders ausrichten, um zu testen, ob wir uns anders fühlen, wenn wir sie ändern. Wir könnten uns beispielsweise die früheren Erfolge des oben genannten Schülers beim Schreiben von Tests oder bei der Teilnahme an Aktivitäten ansehen und sie nutzen, um die Vorstellung zu widerlegen, der Schüler sei „dumm“. Oder wir könnten ihn ermutigen, ein Risiko einzugehen und auf die Party zu gehen, um zu sehen, ob sich dadurch die Stimmung bessert (Spoiler-Alarm: die Chancen stehen gut!).

Die KVT beruht also auf dem Prinzip, dass wir glücklicher und produktiver leben können, wenn wir gesünder denken und handeln.

Zu den KVT-Konzepten, die in diesem Curriculum im Detail besprochen werden, gehören (siehe einzelne Abschnitte/Einheiten):

  • Risiko- und Schutzfaktoren für Stresssituationen und psychische Probleme

  • Kognitive Verzerrungen („Denkfehler“)

  • Kognitives Reframing (wie man seine Gedanken über eine Situation hinterfragt)

  • Angsthierarchien (Aufbau von Selbstvertrauen, um sich zunehmend angstauslösenden Situationen zu stellen)

  • Verhaltensaktivierung (rausgehen und etwas tun)

  • Grundüberzeugungen (Überzeugungen über das Selbst, die Welt oder die Zukunft, die unser Denken beeinflussen)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Denk- und Verhaltensmuster uns manchmal in belastenden Stimmungen und Beziehungen festhalten können. Wenn wir den Zusammenhang zwischen unseren Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen verstehen und lernen, auf hilfreichere Weise über uns selbst und Situationen nachzudenken, können wir uns glücklicher, ruhiger und selbstbewusster fühlen, ein sinnvolleres Leben führen und positivere Beziehungen genießen.