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Einheit 3
Kapitel 5

Die Verbindung zwischen Dementoren und Depression

Die wichtigsten Lernziele

  1. Stellen Sie die Depression und ihre Symptome vor: Im letzten Abschnitt erlebte Harry eine Stresssituation in Form von Angstzuständen. In diesem Kapitel wird er von einem Dementor angegriffen, der bei ihm die Symptome einer Depression hervorruft.

  2. Stellen Sie die Autorin vor: J.K. Rowling hat öffentlich erklärt, dass die Effekte der Dementor-Figuren im Roman ihre eigenen Erfahrungen mit Depressionen symbolisieren. Es gibt ein altes Sprichwort: „Schreibe auf, was du weißt”. Die Schüler*innen sollten mit der Idee vertraut gemacht werden, dass Rowling den Roman benutzte, um über ihre eigenen Depressionen zu schreiben, sowie darüber, wie eine Person resistent gegen schwerwiegenden Stress sein kann, wie sie es war. Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf Depressionen, wobei Harrys Weg zur Resilienz im Mittelpunkt des restlichen Romans steht.

  3. Konzentrieren Sie sich darauf, wie Depressionen das Denken und Verhalten verändern können: Depressionen führen dazu, dass Menschen negative Gedanken über sich selbst, die Welt um sie herum und die Zukunft haben. Dies wiederum führt oft zu sozialem Rückzug, der das Problem verschlimmern kann. Kapitel 6 konzentriert sich auf den Umgang mit negativen oder verzerrten Gedanken. Konzentrieren Sie sich zunächst auf negatives Denken und Verhalten als Symptom eines Problems, das Harry im weiteren Verlauf des Buches ansprechen wird.

  4. Einführung in das KVT-Kernprinzip Nr. 1 — Die Kenntnis der Stressoren und Symptome ist ein wichtiger erster Schritt zur Überwindung von Stress: Die ersten fünf Kapitel des Romans konzentrieren sich darauf, was es bedeutet, in einer Stresssituation, in Angst und Depression zu sein, und was diese Gefühle verursacht (z.B. Risikofaktoren). Dies sind wichtige Informationen. Man kann keinen effektiven Krisenplan oder eine Toolbox von Stressdämpfern bilden, um Emotionen zu handhaben, wenn man nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass man in einer Notlage ist uns wie man dahin geraten ist.

KVT-Grundlagen

Depressionen

Über Dementoren: „…sie frohlocken inmitten von Zerfall und Verzweiflung, sie saugen Frieden, Hoffnung und Glück aus der Luft um sie her… Kommst du einem Dementor zu nahe, saugt er jedes gute Gefühl, jede glückliche Erinnerung aus dir heraus.“

Depression ist eine Erfahrung von anhaltender Traurigkeit, mangelndem Interesse an Aktivitäten oder beidem, die zu Gefühlen tiefer Hoffnungslosigkeit führen können. Es stört das tägliche Funktionieren, einschließlich Familienleben, Schule und Beziehungen. Einige Fälle von Depressionen verschwinden ohne Behandlung, aber in vielen Fällen ist die Suche nach professioneller Hilfe der beste Weg, um schnell wieder gesund zu werden und wieder normal zu funktionieren.

Neben der Traurigkeit gehören zu den Symptomen der Depression: mangelndes Interesse, Enthusiasmus oder Motivation/Freudeverlust; schlechter Schlaf; veränderte Essgewohnheiten; Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche; Müdigkeit; sich verlangsamt fühlen; Wertlosigkeit; Schuldgefühle; Hoffnungslosigkeit; ein Gefühl, von der Welt getrennt zu sein oder dass das Leben nicht lebenswert ist; körperliche Symptome wie häufige Kopfschmerzen und Körperschmerzen.

Hinweis für Lehrer*innen: Während sich jede/r Schüler*in hin und wieder verärgert oder gereizt fühlen kann (d.h. verzweifelt ist), ist Depression ein viel intensiveres Gefühl von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, das wochenlang oder länger andauert und die Funktionsfähigkeit einer Person beeinträchtigt. Viele junge Menschen, die an Depressionen leiden, äußern ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen nicht öffentlich und zeigen stattdessen Verhaltensänderungen wie:

  • Ruhelosigkeit und Agitation
  • Wutausbrüche
  • Ausleben
  • Abfallende Noten
  • Häufige Fehlzeiten in der Schule
  • Drogenmissbrauch
  • Selbstverletzung

Auf Basis der KVT, beschäftigen sich Menschen, die unter Depressionen leiden, oft mit negativem Denken. Insbesondere erleben sie unrealistisch negative oder pessimistische Gedanken über drei Dinge:

  1. Sich selbst
  2. Die Welt um sie herum
  3. Die Zukunft

So sind beispielsweise Jugendliche, die depressiv sind, eher zu dem Schluss gekommen, dass sie bei einer Tätigkeit nichts taugen, dass die Menschen sie nicht mögen oder dass sie nach der Schule nie den gewünschten Arbeitsplatz finden werden. Was wir zu uns selbst sagen, kann viel Kraft haben, und Menschen mit Depressionen kämpfen mit negativem Selbstgespräch. Sie mögen sich sagen, dass sie nicht gut genug sind, dass sie hoffnungslos sind und dass nichts jemals besser wird. Dieses Selbstgespräch führt dann zu weiteren schlechten Stimmungen und Gefühlen der Verzweiflung. Infolgedessen folgen oft destruktive Verhaltensweisen wie Untätigkeit und sozialer Rückzug.

Der Rest des Romans und des Lehrplans wird KVT-Konzepte behandeln, die nachweislich Menschen helfen, Angst und psychische Probleme zu überwinden. Bis zu Kapitel 5 beziehen sich die behandelten KVT-Konzepte jedoch hauptsächlich auf Risikofaktoren und Manifestationen von Stress, Angst und Depression. Dies ist eine äußerst nützliche Einführung in KVT, denn es bringt uns zum ersten der sieben Kernprinzipien des Buches:

Die meisten von uns denken nicht über die eigenen Stressoren und negative Emotionen nach. Wir reagieren einfach auf sie. Stellen Sie sich ein Mädchen vor, das in der Schule eine schlechte Note bekommt, ein spätes Basketballtraining hat und seit dem Mittagessen nichts gegessen hat. Sie kehrt nach Hause zurück, fühlt sich gereizt und unglücklich, fährt ihre Mutter an und sagt Wochenendpläne mit Freunden ab, die eine gute Note bekommen haben. Sie erlebt eine Stresssituation, aber ohne KVT-Ausbildung ist sie möglicherweise nicht in der Lage, vollständig zu verstehen oder zu artikulieren, was geschieht.

Was aber, wenn sie die ersten fünf Kapitel des Romans gelesen und diesen Lehrplan erhalten hat? Sie könnte erkennen, dass schlechte schulische Leistungen, Hunger und Müdigkeit Risikofaktoren sind, die zu ihrem Leiden geführt haben. Mit diesem Wissen könnte sie zu dem Schluss kommen, dass sie etwas essen muss, sich auszuruhen und nicht zu viel Wert auf eine schlechte Note legen sollte. Wenn sie diese Dinge tut, könnte sie auch erkennen, dass ihre Freunde einer ihrer Schutzfaktoren sind und sie sollte an ihren Plänen festhalten.

Wie man zu diesem hilfreicheren Ansatz kommt, wird der Fokus des Buches und dieses Curriculums im weiteren Verlauf sein. Aber es ist wichtig, den Wert des Erkennens unserer individuellen Risikofaktoren (und Schutzfaktoren) und der Art und Weise, wie wir Bedrängnis erleben, zu beachten.

J.K. Rowling/Über die Autorin

Viele Leser*innen von Harry Potter wissen nicht, dass die Autorin, J.K. Rowling, offen über ihr eigenes Leben und ihre persönlichen Kämpfe mit Depressionen gesprochen hat. Das Schreiben der Buchreihe von Anfang bis Ende dauerte 17 Jahre, und Rowling hat diese Jahre als „trauervoll, dankbar und emotional anstrengend” beschrieben. Rowlings eigene Mutter starb nur wenige Monate nachdem sie anfing, das erste Buch zu schreiben, und Rowling sagte, dass der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter beeinflusst habe, wie sie Harrys Geschichte schrieb und wie sie die Auswirkungen des Todes seiner Eltern schilderte.

Rowling hat sich selbst als klinisch depressiv beschrieben. Sie nutzte KVT, um ihre Symptome zu überwinden und einen Weg zur Resilienz zu finden: „Die Sache, die mich veranlasste, Hilfe zu suchen, war wahrscheinlich meine Tochter. Sie war etwas, das mich geerdet hat, sie ließ mich runter kommen und ich dachte, das ist nicht richtig, das kann nicht richtig sein, sie kann nicht mit mir in diesem Zustand aufwachsen.” Rowlings Lebensgeschichte (und die von Harry) ist eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit angesichts von Stress und einer psychischen Störung. Sie schuf die Dementoren als symbolische Darstellung ihrer Depressionserfahrungen und Harrys Kampf, sie zu meistern, ist ein Symbol für ihre Bemühungen, angesichts der Depression widerstandsfähig zu sein.

Wie hängt das Kapitel 5 mit KVT zusammen?

In Kapitel 5 werden die Schüler*innen mit „Dementoren“ bekannt gemacht, die stellvertretend für Depressionen stehen. Tatsächlich zwingen Dementoren, ähnlich wie Depressionen, die Person, die sie angreifen, dazu, mehrere Dinge gleichzeitig zu fühlen: als ob sie nie wieder fröhlich sein würden; alles wird langsamer; sie erfahren ein gesteigertes Bewusstsein für ihre Umwelt; Verwirrung und ein mysteriöses Gefühl, das als äußerst unangenehm empfunden wird; körperliche Empfindungen wie starke Kälte und Kurzatmigkeit; Gefühle zu ertrinken; bewegungsunfähig zu sein; und schmerzhafte Erinnerungen an vergangene Traumata. Harry hat nach seiner Erfahrung mit dem Dementor eine ganz spezifische Reaktion, die häufig bei Menschen vorkommt, die unter Depressionen und psychischen Störungen im Allgemeinen leiden (einschließlich negativer Gedanken über sich selbst und die Zukunft). Harry verliert die Orientierung, ist verlegen und besorgt darüber, was andere über ihn denken, fühlt sich schwach und verletzlich, hat Angst, dass so etwas noch einmal passieren könnte, und zögert, Hilfe zu suchen, indem er den Krankenflügel aufsucht.

Diese letzte Reaktion, die Zurückhaltung, seine Erfahrungen zu teilen und Hilfe zu suchen, bildet ein wichtiges wiederkehrendes Thema im Buch. Wenn Harry seine Gedanken und Gefühle geheim hält, passieren im Allgemeinen schlimme Dinge. Wenn er sie aber teilt und um Hilfe bittet, passieren gute Dinge. Dies trifft auch häufig im wirklichen Leben auf Menschen zu, die mit Depressionen, Angstzuständen und Verzweiflung zu kämpfen haben.

Eine der Kernbotschaften des Buches (und von Gesprächstherapien wie KVT) ist, dass das Sprechen über die eigenen Gefühle eine angemessene und hilfreiche Reaktion ist. Ebenso wie das Angreifen eines Dementors, ist es nicht die Schuld einer Person mit einer Depression konfrontiert zu sein. Dennoch können sich Menschen über die Wahrnehmung anderer schämen oder sich Sorgen machen. Aufgrund der historischen Stigmatisierung psychischer Erkrankungen fühlen sich Menschen, die mit Krankheiten wie Depressionen zu kämpfen haben, leider oft beschämt und alleingelassen. Deshalb ist Rowlings Botschaft über die Suche nach Hilfe so wichtig. Immerhin hat es bei ihr funktioniert. Zum Glück für Harry ist Professor Lupin bereit, ihm nach seiner Begegnung mit dem Dementor zu helfen und ihn zu unterstützen. Professor Lupin, der im Laufe des Buches zu einer Art KVT-Therapeuten für Harry wird, spricht mit ihm und bietet ihm auch etwas Schokolade zur kurzfristigen Linderung der Symptome an (Anmerkung: Dies ist sehr ähnlich zu dem, was oft in der psychiatrischen Versorgung passiert, wo mit einem Medikament die Symptome kurzfristig und schnell gelindert werden und mit einer Therapie, die dazu dient, das Wohlbefinden langfristig zu gewährleisten und aufrechtzuerhalten). Lupins Rolle bei Harrys Behandlung wird durch Madam Pomfreys Einschätzung angedeutet, dass er „seine Heilmittel kennt“. Unbestreitbar ist Lupin ein vertrauenswürdiger Experte, der Harry im Verlauf der Geschichte bei der Bewältigung seines Problems mit den Dementoren helfen wird.

Lernplan — Die Verbindung zwischen Dementoren und Depressionen

Selbsteinschätzung — Was treibt deinen Dementor an?

Dauer: 1—2 Schulstunden

Lernziele:

  • Einführung in das Konzept der Depression und wie sie sich manifestiert, anhand der wahren Geschichte von J.K. Rowlings und Harrys Erfahrung mit dem Dementor.

  • Erörterung des Verständnisses der Schüler*innen für Traurigkeit und der Maßnahmen, die ergriffen werden können, um sie zu überwinden.

Zusammenfassung von Aufgaben/Aktivitäten

Vorgeschlagene Aktivitäten/Planung der Einheit:

Gemeinsame Diskussion über das Kapitel, insbesondere darüber 1) wie der Dementor die Depression symbolisiert, 2) warum J.K. Rowling die Dementor-Figuren geschaffen hat, 3) Gedanken, Verhaltensweisen und körperliche Symptome, die mit Depressionen einhergehen, und 4) gesunde Möglichkeiten, darauf zu reagieren

Füllen Sie die beigefügten Handouts aus und gehen Sie Gedanken/Handlungen durch, die zu Gefühlen von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit geführt haben. Wenn dies zu persönlich ist und/oder die Schüler*innen sich nicht mitteilen wollen, konzentrieren Sie sich auf die Erfahrungen aus dem Roman.

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